Ausstellung »wi(e)der-sprechen! Stendal 89/90« wird am 3. Oktober eröffnet

Seit Tagen hängen in der Stadt die Plakate zum Ausstellungsprojekt »wi(e)der-sprechen! Stendal 89/90«. Es sind nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung am 3. Oktober um 14:00 im Stadthaus 1. In den letzten Monaten hat das Team um Professor Günter Mey – dazu gehören Anna-Luise Bausch, Alina Langer und Fatou Rogalski – mit Hochdruck an der Realisation der Ausstellung gearbeitet und auch ein umfängliches Begleitprogramm zusammengestellt.

 

Zwischen den beiden geschichtsträchtigen Daten – dem 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, und dem 9. November, dem Fall der Mauer – wird das Ausstellungsprojekt »wi(e)der-sprechen! Stendal 89/90« auf vier Stationen präsentiert und mit skulpturalen und multimedialen Installationen an die "Wende"-Zeit erinnern, sodass viele Ereignisse im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich werden; ob nun die Friedensgebete in der Kirche St. Petri und später im Dom, die Demonstrationen und Schweigemärsche, die Gründung des Neuen Forums, das Engagement gegen das in Bau befindliche KKW, die Besetzung des Stasi-Gebäudes in der Moltkestraße oder die Aktion »Menschenkette« zur Rettung der Stendaler Altstadt. All dies wird auf der Route vom Stadthaus 1 über den Marktplatz durch das Altstadtareal zwischen Martkplatz und Petrikirche und die Petrikirche selbst zu sehen sein.

Vier Ausstellungsstationen

Im Stadthaus 1 können Besuchende sich über die Ausstellung informieren und einen Überblick bekommen. Auf zehn Text-Bild-Tafeln, die auf Staffeleien gestellt eine Fluchtlinie in der Wandelhalle bilden und eine im Raum gespannte Leine mit 144 Zitaten auf Postkarten gedruckt, geben Kernaussagen zum »Wendeherbst« wieder. Zudem zeigen großflächige Banner die Chronik der Wendezeit und in einer Erzählbox können Audio-/Videostatements zum Thema "Freiheit" hinterlassen werden.

Mitten auf dem Marktplatz wird die Installation »Wende.ABC« aufgebaut, die all jene Begriffe enthält, die die Stendalerinnen und Stendaler dem Projektteam aufgrund der Postkartenaktion seit Juni mitgeteilt hat. Dazu sagt der Aussstellungsmacher Professor Mey: "Mit der Installation erhalten die Bügerinnen und Bürger ihre Wendebegriffe zurück. Das dürfte für alle spannend sein, auf einmal die Assoziationen zu lesen. Positive und negative, wie »Aufbruch« oder »Zusammenbruch«. Ebenso werden mit den Wendebegriffen ganz unterschiedliche Emotionen transportiert, etwa »Angst« oder »Zuversicht«. Auch wenn die Sammlung umfassend ist, können bis zum Ausstellungsende fortlaufend weitere Begriffe hinterlassen und in der Wandelhalle aufgehängt werden."

Als dritte Station geht es dann vom Marktplatz in das Altstadtareal zwischen Breiter Straße und Wüste Worth. Zu sehen sind 15 Fotos von Rüdiger Laleike, die er am 3. Februar 1990 von der Menschenketten-Aktion »Rettet die Altstadt« gemacht hat. Damals umsäumten die Menschen die zerfallenen Häuser, um sie vor dem Abriss zu schützen. Professor Mey verbindet mit dieser Installation ein Statement: "Durch die Konfrontation der s/w-Fotos, die großformatig an den Orignalschauplätzen einer »geretteten Altstadt« zu sehen sind, wird sehr deutlich, dass zivilgesellschaftliches Engagement zum Gemeinwohl im Rahmen demokratischer Mittel viel bewirken kann."

Die letzte Station ist die Kirche St. Petri. "Historisch gesehen ist die Wendezeit ohne die Petriche nicht zu erzählen, hier fand am 20. Juli 1989 das erste Friedensgebet stattfand und die Menschen traten an das »offenen Mikrofon«: zum »wi(e)der-sprechen!«, das Fanal zur friedlichen Revolution. Insofern freuen wir uns, die Kirche mit all den Geschichten um die Wende für die Besuchenden als den zentralen Ort für Ausstellung nutzen zu können." resümiert Professor Mey.

In der Kirche St. Petri zu sehen sind Videocollagen aus den vom Projektteam geführten Interviews, eine Lichtinstallation und Projektionen an den Wänden und der Decke mit Bildern, Zitaten, einer Chronik der Wendezeit und sowie eine skupturale Collage aus Demonstrationschildern. Durch dieses Arrangement soll der Protest der damaligen Zeit anschaulich werden und soll wie die gesammte Ausstellung auch zum »wi(e)der-sprechen!« einladen.

Einladung zum Dialog

Damit in den fünf Wochen nicht nur an das ereignisreiche ´89 erinnert wird, sondern auch gefragt wird, was wir heute unter Freiheit und Demokratie verstehen, hat Professor Mey ein Begleitprogramm zusammengestellt, an dem sich viele als Partner beteiligen. Dazu gehören die Evangelische Stadtgemeinde, die Freiwilligen-Agentur Altmark e.V., das Institut für demokratische Kultur, das Theater der Altmark, die Winckelmann-Gesellschaft sowie weitere Kulturschaffende. Geboten werden Erzählcafés, Filme, Lesungen, Vorträge und Workshops. Der Ausstellungskurator Mey sagt dazu: "An verschiedenen Orten und mit verschiedenen Formaten wollen wir möglichst viele ansprechen und zum Dialog einladen und zum »wi(e)der-sprechen!«. Dies ist nötig angesichts der aktuellen Situation, an der wir auf Kipppunkte zulaufen, ökologische wie gesellschaftliche".

Das Ausstellungsprojekt wird im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit ausgerichtet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

Weitere Informationen
Webseite: https://ausstellung-stendal89.h2.de/
Instagram: www.instagram.com/ausstellung_stendal8990/
Faceboook: www.facebook.com/profile.php?id=61559800972933

Kontakt
Prof. Dr. habil. Günter Mey

Hochschule Magdeburg-Stendal, Osterburger Str. 25, 39576 Hansestadt Stendal

Tel.: (03931) 2187 3820

E-Mail: guenter.mey(at)h2.de


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